Roth Joseph

 

Joseph Roth

*2. September 1894 in Brody, Ostgalizien, Österreich-Ungarn;

† 27. Mai 1939 in Paris

Österreichischer Schriftsteller und Journalist.

Roth stammte aus einem bürgerlichen Elternhaus galizischer Juden. Studium der Germanistik in Lemberg und Wien

 

 

Hiob

Ein Roman von Joseph Roth, der 1930 erschien. Er beschreibt den Leidensweg des jüdisch-orthodoxen Toralehrers Mendel Singer im (fiktiven) Schtetl Zuchnow in Russland und in dem folgenden amerikanischen Exil in der Zeit von 1900 bis nach dem Ersten Weltkrieg. Mendel erleidet in der Geschichte schwere Schicksalsschläge, durch die seine Frömmigkeit erschüttert wird.

Hiob = Eine biblische Erzählung um den wohlhabenden und frommen Hiob, dessen Gottesbeziehung durch Leiden auf die Probe gestellt wird.

 

 

 

Mein Einwurf

Ein bißchen erinnert dieser Roman an die Erzählungen von Gogol, aber im zweiten Teil auch an das jüdische Leben in Amerika, welches Philip Roth immer wieder schildert.

Hier wird sehr deutlich, zumindest für mich, was Religionen vermögen. Und es sei gleich gesagt, dies gilt für alle Religionen !

Der Mensch macht sich nicht nur abhängig von einem fiktiven Dritten und verabschiedet sich somit von seiner Freiheit, sondern er gibt auch die Verantwortung für seine Person und für sein Handeln ab. Irgendein Gott bestimmt über alles und lenkt alles und jeden. Gleichzeitig entsteht bei dem Einzelnen eine ungeheure Angst, die Vorschriften nicht zu befolgen.

Mendel rechtfertigt sich vor anderen und vor sich selber stets damit, daß er die Dinge nicht beeinflussen kann und somit Glück und Unglück nicht durch sein Handeln, beziehungsweis Nichthandeln geschehen. Er muß nur regelmäßig beten und gewisse Rituale einhalten. Immer wieder bestimmte Texte lesen, die er noch nicht einmal verstehen braucht.

Tritt dann trotzdem ein Unglück ein, entstehen Zweifel und Unbehangen bis hin zu Haß gegen die Mitmenschen und am Ende sogar gegen den, der ja durch das tägliche Beten und andere Dinge für sein Wohlbefinden sorgen soll. Der Mensch versucht, sich über seine Angst hinwegzusetzen und es entsteht ein Kampf zwischen Herr und Knecht, zu dem er sich selber gemacht hat.

Doch diesen Kampf kann er nur gewinnen, indem er die abgegebene Verantwortung für sich und sein Handeln an einen anderen „Gott“ überträgt, da er inzwischen nicht mehr in der Lage ist, sie selber zu übernehmen. Und so erfreut sich Mendel am Lärm der Großstadt in Amerika statt am Quaken der Frösche in seiner Heimat und an den Lichtreklamen statt an den funkelnden Sternen. Er macht sich abhängig von seinem plötzlichen Reichtum und seinem Sohn, den er zu Hause noch als Krüppel verachtet hat.

Religionen vernichten durch die Erzeugung von Angst und das Abnehmen der Verantwortung die Freiheit und die Menschlichkeit des Einzelnen.

„Mendel schlief ein. Und er ruhte aus von der Schwere des Glücks und der Größe der Wunder.“


 

 

 

 

 

 

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