Aichinger Ilse-Eich Günter

 

Ilse Aichinger

* 1. November 1921 in Wien

† 11. November 2016 in Wien

 

Auszeichnunggen unter anderem:

1952: Literaturpreis der Gruppe 47 

1983: Franz-Kafka-Preis

1984: Günter-Eich-Preis (Lyrik)

 

Abgelehnte Auszeichnung

u.a. : 1991: Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

 

 

Günter Eich

* 1. Februar 1907 in Lebus/Brandenburg

† 20. Dezember 1972 in Salzburg

 

Auszeichnungen unter anderem :

1950 Preis der Gruppe 47

1959 Georg-Büchner-Preis

 

1953 heirateten Ilse Aichinger und Günter Eich

 

 

Nachricht vom Tag

Kurzgeschichten von Ilse Aichinger 

 

Mein Einwurf

Da beschreibt sie auf der einen Seite immer wieder die Verödung des Menschen in dem er sich von der Gesellschaft gefangen nehmen läßt ( Der Gefesselte ), der andererseits aber stetig auf der Suche nach der Freiheit ist - hier erkennt man Sartre und die Grundprobleme der menschlichen Existenz - aber mit dieser dann auch nicht wirklich etwas anfangen kann. Schleicht das Leben einfach so dahin (Mein grüner Esel) oder haben wir die Möglichkeit es zu ändern ? Was wäre, wenn wir alles für einen Augenblick anhalten könnten? Wie würde die Fortsetzung aussehen? Würden wir einen anderen Weg einschlagen? (Das Plakat), oder ist der Ablauf vorbestimmt? (Spiegelgeschichte).
 Ist die Welt sinnfrei und der Mensch orientierungslos? 

Ilse Aichinger wirft zumindest diese Fragen auf und bedient sich dabei der Mittel des absurden Theaters (Besonders deutlich in Eliza Eliza).


Genau in dieses Szenario, welches Aichinger mit ihren Kurzgeschichten aufbaut, passen die Gedichten ihres Ehemanns Günter Eich, da sich zumindest die Themen gleichen, nur daß er die Problematik von einer anderen Seite angeht. Er versucht, die Natur als Bildnis für menschliches Verhalten darzustellen."Inventur", nur eine Aufzählung von Dingen, die wir unbedingt zum Überleben brauchen, die uns aber nicht wirklich weiterbringen. Das erreicht nur das Überflüssigste - oder soll ich sagen der Luxus -, Pappe und Bleistiftmine zum Gedichte schreiben, sich Gedanken machen, wie erreiche ich die Freiheit. Man liest immer, er habe dieses Gedicht aufgrund seiner Verhöre geschrieben, aber das wäre zu kurz gegriffen, Eich ging es nicht in erster Linie um die Bewältigung der Vergangenheit, sondern um die Gestaltung der Zukunft. 

"Es heißt Geduld haben. Bald wird die Vogelschrift entsiegelt."


 

 

 

Günter Eich

Inventur

Dies ist meine Mütze,
dies ist mein Mantel,
hier mein Rasierzeug
im Beutel aus Leinen.

Konservenbüchse:
Mein Teller, mein Becher,
ich hab in das Weißblech
den Namen geritzt.

Geritzt hier mit diesem
kostbaren Nagel,
den vor begehrlichen
Augen ich berge.

Im Brotbeutel sind
ein Paar wollene Socken
und einiges, was ich
niemand verrate,

so dient es als Kissen
nachts meinem Kopf.
Die Pappe hier liegt
zwischen mir und der Erde.

Die Bleistiftmine
lieb ich am meisten:
Tags schreibt sie mir Verse,
die nachts ich erdacht.

Dies ist mein Notizbuch,
dies meine Zeltbahn,
dies ist mein Handtuch,
dies ist mein Zwirn.

 

 

Günter Eich, 

Ende eines Sommers

 

Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!

Wie gut, daß sie am Sterben teilhaben!

Die Pfirsiche sind geerntet, die Pflaumen färben sich,

während unter dem Brückenbogen die Zeit rauscht.

Dem Vogelzug vertraue ich meine Verzweiflung an.

Er mißt seinen Teil von Ewigkeit gelassen ab.

Seine Strecken

werden sichtbar im Blattwerk als dunkler Zwang,

die Bewegung der Flügel färbt die Früchte.

Es heißt Geduld haben.

Bald wird die Vogelschrift entsiegelt,

unter der Zunge ist der Pfennig zu schmecken.

 

 

 

Die größere Hoffnung

Roman von Ilse Aichinger 

Im Zentrum der Erzählung stehen zunächst die Erfahrungen des Verlustes der Protagonistin Ellen (Verlust ihrer Mutter, Freunde und Großmutter durch Flucht, Deportation und Selbstmord, um der Deportation zu entgehen). Ebenfalls werden die Erfahrungen von Verfolgung, versuchter Flucht und Leben in einem autoritären System erzählt. Das Buch gilt als „Geburtsstunde der österreichischen Nachkriegsliteratur“. Der Text blieb der einzige Roman der Autorin.  

 

 

Mein Einwurf

„ Ich denke, die Hoffnung ist ein Teil des Menschen;.......und in der Handlungsweise liegt die Hoffnung, gemeint ist einfach die Tatsache, ein Ziel zu setzen als etwas, das realisiert werden muß.“

„Ich habe die Hoffnung nie als lyrische Illusion gesehen. Ich habe sie immer .......als eine Möglichkeit betrachtet, das Ziel, das ich mir vornahm, als realisierbar zu begreifen.“

Jean-Paul Sartre


Da lese ich folgenden Klappentext zu Ilse Aichingers ersten und einzigen Roman „Die größere Hoffnung“ :

„Er schildert das Schicksal eines rassisch verfolgten Mädchens im Wien der Hitlerzeit und seine Rettung in die größere Hoffnung, die der Stern symbolisiert, nachdem die große Hoffnung der Ausreise gescheitert ist.“

Aber es gibt keine größere oder kleinere Hoffnung. Nur Hoffnung oder Hoffnungslosigkeit. Gleichzeitig gehört zu jedem Erreichen des Ziels aber auch ein Scheitern, weswegen ein Ziel nie ganz wie im Entwurf erreicht werden kann. Dieses Scheitern ist die Hoffnungslosigkeit, die somit keineswegs das Gegenteil von Hoffnung bezeichnet.

Ellen wurde "von einer explodierenden Granate in Stücke gerissen." Für dieses Mädchen sind also beide gewählten Möglichkeiten gescheitert. Sie hatte eine andere Handlungsweise gewählt und damit ihre Hoffnung verbunden, aber das Scheitern aus den Augen verloren, nicht an die Hoffnungslosigkeit auf dem Weg zum Ziel gedacht.

               

 

                            

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