McEwan Ian

 

Ian Mc Ewan

 

* 21. Juni 1948 in Aldershot, England


Auszeichnung unter anderem :

2003: Deutscher Bücherpreis für den Roman Abbitte

 

 

Abbitte

(2002)

Die 13-jährige Briony Tallis hat sicher viele Talente. Eins davon ist ihre rege Fantasie. Ein Theaterstück will das junge Mädchen inszenieren im Landhaus der Familie, in jenem heißen Sommer 1935, der die Gemüter und Gefühle aller so sehr erhitzt. Warum sonst sollte sich Brionys Schwester Cecilia am Brunnen mit Robbie treffen und derart merkwürdige Dinge tun? Warum benutzt Robbie ein derart unflätiges Wort? Und was ist da am Abend Schreckliches im Garten geschehen? So schreibt das Schicksal ein ganz anderes Drama in Ian McEwans Abbitte, in dem Briony mit ihrer großen Fantasie eine eher tragische Rolle spielt. Denn sie deutet die Situation völlig falsch und zerstört durch eine Anklage gleich mehrere Menschenleben. Als Briony bereits eine erfolgreiche Schriftstellerin geworden ist und begreift, wie falsch ihre Anschuldigungen gewesen sind, ist es bereits zu spät.

 

 

Mein Einwurf

Nun spricht Marcel Reich-Ranicki auf der Rückseite des Buches in einer kleinen Bemerkung von einer wunderbaren Liebesgeschichte. Auch das ist dieser hervorragende Roman, aber ich denke, er ist viel mehr. Es ist die Geschichte des Krieges, es ist der Krieg selber, der sich in den handelnden Personen wiederspiegelt. Noch deutlicher: die jeweiligen Personen bilden den Krieg ab, sie sind die Ursache, der Krieg und das Danach selber.

Ein nach Ruhm und Macht strebendes kleines Mädchen, welches dabei alles um sich herum zerstört, hauptsächlich auf Kosten einer schwachen, abhängigen Person, die sie beseitigen will, um ihr Ziel zu erreichen, in einer Welt, die sie noch nicht versteht. Allerdings zerstört sie sich dabei selber, während alle anderen am Ende wieder zueinander finden, jedoch das Geschehene nie wieder ganz nichten können.
Welch eine Abbildung der Geschichte.Jede Kleinigkeit kann man dort wiederfinden.

 Abbitte kann man leisten, aber sie macht das Schreckliche nicht ungeschehen.


Der Schluß 1999 zeigt wunderbar das Dilemma aus heutiger Sicht: Man kann alles aufschreiben, damit es nicht vergessen wird, damit die schrecklichen Verbrechen nicht vergessen werden, aber man kann, wenn man Betroffener ist, keine Verzeihung, keine Abbitte erwarten. 

Unrecht bleibt Unrecht.


 

 

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