Schnitzler Arthur


Arthur Schnitzler

*15. Mai 1862 in Wien, Kaisertum Österreich

† 21. Oktober 1931 ebenda 


 Österreichischer Arzt, Erzähler und Dramatiker.


Auszeichnungen unter anderem:


1908: Franz-Grillparzer-Preis

1926: Burgtheater-Ring


Während Schnitzler als jüdischer Autor in der Zeit des Nationalsozialismus verpönt war, setzte in der Nachkriegszeit eine langsame Institutionalisierung zum Klassiker ein.

Von der Arthur-Schnitzler-Gesellschaft wird alle vier Jahre der Arthur-Schnitzler-Preis vergeben.






Anatol

Anatols Größenwahn

Der grüne Kakadu  

(Einakterfolge - 1893/1898)


Anatol diskutiert mit seinem Freund Max über das Problem, dass ein Mann niemals sicher wissen kann, ob eine Frau ihm treu ist oder nicht. Er selbst vertritt die These, dass eine Frau – Liebe hin oder her – schon aus ihrer Natur heraus niemals treu sein könne

Anatols Größenwahn: Dieser Akt sollte eigentlich der finale Akt für Anatol werden, wurde jedoch dann von Anatols Hochzeitsmorgen abgelöst. Er zeigt Anatol als gealterten Mann, der noch immer nicht mehr im Leben erreicht hat.

Der grüne Kakadu

Paris 1789: Prospère, ein ehemaliger Theaterdirektor, betreibt eine Spelunke namens „Der grüne Kakadu“. Viele erfolglose Schauspieler, Prospères ehemalige Angestellte, sind Stammgäste. Die Kneipe wird aber auch von Adeligen besucht. Diese erhoffen sich dort den angenehmen Nervenkitzel, sich zwischen echten Straßengaunern und anderem Gesindel zu bewegen. Also spielen die Schauspieler Verbrecher. Sie prahlen voreinander mit ihren Gewalttaten. Am 14. Juli, dem Tag des Ausbruchs der Französischen Revolution, dringt nun der reale Aufruhr der Straße in die Szene ein. Realität und Spiel vermischen sich, und für die adligen Zuschauer wie auch für die Darsteller wird es immer schwieriger, Rollen von echten Personen und Spiel von Wahrheit zu unterscheiden.



Mein Einwurf


Da habe ich irgendwo gelesen, daß Anatol nur ein genießerischer Typ sei und ohne ein Gefühl von Zusammenhängen lebe. Nein, das wird diesem Menschen nicht gerecht.

Aber fragen wir erst mal, wer dieser Anatol überhaupt ist. Der Name ist griechischen Ursprungs und bedeutet: Aus dem Morgenland (Anatolien). Also die Gegend wo die Sonne aufgeht. Dort wo das Leben beginnt. Und die Gegend, wo nach unserer Vorstellung die Männer mehrere Frauen haben und die Liebe einfach genießen können. Ja, auch Anatol hält es nicht bei einer Frau, aber er sagt auch: “ ich kann empfinden, wo ihr nur - genießt ! " Er distanziert sich also von diesem Bild. Ihm geht es um ganz andere Dinge.

Anatol sucht die Wahrheit und die wahre Liebe. Nicht nur die für den Augenblick. Aber diese Wahrheit kann er nicht finden, wenn er bei einer Frau bleibt. Ihr, so seine Meinung, zieht nur Freude und Genuß aus einer Beziehung, ich dagegen will etwas wahrnehmen, etwas fühlen. Es geht ihm also nicht darum möglichst viele Frauen zu lieben, sondern die eine, die wahre Liebe zu finden. Das Experiment mit der Hypnose zeigt dies ganz deutlich.

Etwas genießen bedeutet nur, Freude und Wohlbehagen für sich abzuleiten, aber nicht, auch etwas zu fühlen. Dieses Wahrnehemen von Gefühlen begleitet Anatol aber auch in seinen Erinnerungen, sie verschwinden nicht. Anatol vergißt die Frauen nicht, auch nicht die Stunden mit ihnen und was er ihnen versprochen hat.

“Hatten wir nicht die Verpflichtung, die Ewigkeit, die wir ihnen versprachen, in die paar Jahre oder Stunden hineinzuverlegen, in denen wir sie liebtern ?"

Ja, die Ewigkeit, ohne Anfang und ohne Ende. Sie existiert unabhänging von der Zeit, wie auch die Liebe, die Wahrheit. Frei von allem Werden, wie Platon es nennnt. Aber dann gäbe es in ihr auch keine Untreue. Und tatsächlich ist Anatol in seiner Vorstellung allen ewig treu. "Keine von allen die ich liebte, kann ich vergessen.“ Sie alle bleiben in seiner Erinnerung und er ihnen damit treu. Max Frisch bezeichnet Untreue als unsere verzweifelte Hoffnung gegen das Endgültige. Für Anatol gibt es nichts Endgültiges. Auch nicht nur eine Wahrheit und nicht nur eine Wirklichkeit.

 

Und wie das Geschehen im “Grünen Kakadu" zeigt, existieren viele Wirklichkeiten nebeneinander. Jede Wirklichkeit birgt ebensoviel Fiktives wie das Fiktive Wirklichkeit. Die Liebe ist eben genauso nur ein Spiel wie das Leben allgemein.

 

Paracelsus:

Es war ein Spiel ! Was sollt`es anders sein ?

( ........ )

Es fließen ineinander Traum und Wachen, 

Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.

Wir wissen nichts von andern, nichts von uns;

Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.






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