Brecht Bertolt

 

Bertolt Brecht

 

*10.02.1898 in Augsburg

† 14.08.1956 in Ost-Berlin

 

Dramatiker

Lyriker

Brecht hat das epische Theater beziehungsweise „dialektische Theater“

begründet und umgesetzt.

 

10.04.1929 Heirat mit Helene Weigel

1926 Uraufführung von Mann ist Mann

 

 

 

                     Mann ist Mann                 

 

Die Verwandlung des Packers Galy Gay in den Militärbaracken von Kilkoa im Jahre neunzehnhundertfünfundzwanzig.

 

Mein Einwurf

Bertolt Brecht ist meiner Meinung nach  - und daran hat sich wohl leider bis heute nichts geändert – immer falsch verstanden worden. Gleiches gilt dann auch für seine Stücke und Gedichte. „Mann ist Mann“ macht da keine Ausnahme.

 

Dieses " Ummontieren" eines Mannes war eigentlich überflüssig, weil sich der Mensch ganz von selbst immer den Gegebenheiten anpaßt, allerdings immer nur dann und so, wie es ihm zum Vorteil gereicht, was übrigens nichts mit Egoismus oder dergleichen zu tun hat, denn wir tauchen in der Welt auf und sind gezwungen, uns zu definieren.
"Hier wird heute abend ein Mensch wie ein Auto ummontiert
Ohne daß er irgendetwas dabei verliert“
Genau dieser letzte Halbsatz sagt es nämlich: Er wird gar nicht ummontiert, er verliert nichts von sich, er paßt sich nur an, weil er sieht, daß er mehr bekommen kann, als nur den Fisch, den er am Morgen kaufen wollte. Andere können aus uns keinen anderen Menschen machen, sie können uns nur eine der unzähligen Möglichkeiten bieten, die uns vermeintlich zur Freiheit führt.
Und am Ende kommen wir, wie die Buchstaben aus ihren Wörtern, wie die Schneeflocken aus ihrer weißen Decke, aus unserer anderen Identität nicht mehr heraus. Wir sind nicht mehr der, der am Anfang in der Welt aufgetaucht ist, auch Brecht war es nicht. "Ich lerne: Gläser + Tassen spülen". Wir nennen es "lernen", das Anpassen. Aber Brecht geht noch einen Schritt weiter, wenn er behauptet, daß schon Kinder durch das Spielen lernen. Zum Beispiel, wie man sich vor dem Hintergrund der Welt verhält.
 Aus dem Packer Galy Gay wird die Kampfmaschine, wie aus dem kleinen Kind der Erwachsene, der seinen Platz in der Gesellschaft sucht. Einen Platz, den auch Brecht immer gesucht hat, suchen mußte, was sich auch in den vielen kleinen Anweisungen zeigt, die er Weigel in den Briefen erteilt. Sein Leben war auch stets eine Flucht vor der Anpassung, denn er wollte seinen "Privatfisch " nicht schwimmen lassen.


 

 

Helene Weigel

* 1900  in Wien

† 1971 in Berlin

 

 

Bertolt Brecht - Helene Weigel

Briefe 1923 - 1956

ich lerne: gläser + tassen spülen

 

Sie hatte eine zentrale Funktion im Brecht'schen Mikrokosmos,

wurde unbedingt gebraucht.

Aus der Abhängigkeit zu Berthold Brecht

wuchs Helene Weigel zur selbstständigen Größe.

Der Briefwechsel 1923-1956 dokumentiert die Energie,

die zwischen dem ungleichen Paar herrschte.

Sie hatte eine zentrale Funktion im Brecht'schen Mikrokosmos, wurde unbedingt gebraucht. Aus der Abhängigkeit zu Berthold Brecht wuchs Helene Weigel zur selbstständigen Größe. Der Briefwechsel 1923-1956 dokumentiert die Energie, die zwischen dem ungleichen Paar herrschte.

Briefwechsel 1923-1956: Post zwischen Weigel und Brecht | Kultur - Kölner Stadt-Anzeiger - Lesen Sie mehr auf:
http://www.ksta.de/kultur/briefwechsel-1923-1956-post-zwischen-weigel-und-brecht,15189520,20931198.html#plx1527293584
Sie hatte eine zentrale Funktion im Brecht'schen Mikrokosmos, wurde unbedingt gebraucht. Aus der Abhängigkeit zu Berthold Brecht wuchs Helene Weigel zur selbstständigen Größe. Der Briefwechsel 1923-1956 dokumentiert die Energie, die zwischen dem ungleichen Paar herrschte.

Briefwechsel 1923-1956: Post zwischen Weigel und Brecht | Kultur - Kölner Stadt-Anzeiger - Lesen Sie mehr auf:
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Sie hatte eine zentrale Funktion im Brecht'schen Mikrokosmos, wurde unbedingt gebraucht. Aus der Abhängigkeit zu Berthold Brecht wuchs Helene Weigel zur selbstständigen Größe. Der Briefwechsel 1923-1956 dokumentiert die Energie, die zwischen dem ungleichen Paar herrschte.

Briefwechsel 1923-1956: Post zwischen Weigel und Brecht | Kultur - Kölner Stadt-Anzeiger - Lesen Sie mehr auf:
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Bertolt Brecht:

Ich küsse Dich vorsichtig und unvorsichtig, 

sorgfältig und flüchtig,

schnell und langsam, Heli

 

Helene Weigel:

Ich bräuchte dich unter allen

Umständen zu allen Dingen und

allen Zeiten.

 

 

 

Helene Weigel an ihre Tochter Barbara:

„Dein Vater war ein sehr treuer Mann, leider zu zu vielen.“

 

 

Mein Einwurf

Dieses Buch,diese Sammlung hat mir Brecht und seine Zeit auf jeden Fall wieder ein ganzes Stück näher gebracht. Auch, wenn es eigentlich kein Briefwechsel ist, da die Lücken zwischen den einzelnen Schreiben doch oft ziemlich groß sind und es überhaupt keine direkten Antworten des jeweiligen Empfängers gibt, zeigt es Brecht doch einmal mehr als den großen Mann des Theaters. "Es sind", wie Erdmut Wizisla in den Nachbemerkungen schreibt, "Briefe von Theatermenschen".

 

 Brecht erschafft nicht nur das epische Theater, er lebt es. Wenn man seine Stücke wie "Mann ist Mann", das Fragment "Ingwertopf" oder auch "Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar" und natürlich "Mutter Courage" nimmt, so sind sie auch Abbilder aus dem Leben Brechts. Auch, wenn die Briefe sich meistens mit geschäftlichen Dingen oder den Problemen auf seinen Reisen beschäftigen, so erhalten sie doch immer auch private Momente. So erkundigt er sich stets nach den Kindern und nach dem Gesundheitszustand von Weigel, aber es sind auch nie Liebesbriefe, sondern eher Anweisungen ihm Sachen zu besorgen oder sich irgendwie zu verhalten.  "Rauch nicht so viel" , "Paß auf dich auf" oder auch während der Schwangerschaft: " Werd schön dick".

 

Bei aller Arbeit, die Brecht auch während der Flucht und der schwierigen privaten Zeit in Amerika nicht ruhen läßt, vergißt er auch das Menschliche nicht. Und auch nicht das Leben, wie seine Liebschaften beweisen. Brecht lebt mit Weigel allerdings eine andere Beziehung, er liebt sie und er braucht sie, aber er gehört ihr nicht. Helene Weigel hat es mal in einem Gespräch mit ihrer Tochter Barbara so zusammengefaßt: "Dein Vater war ein sehr treuer Mann, leider zu zu vielen."

Einen anderen Aspekt darf man aber nicht unterschlagen. Besonders die Briefe während des Aufbaus des Berliner Ensembles zeigen einen wunderbaren Einblick in die damalige Theaterlandschaft und hinter ihre Kulissen. Und mehr noch, sie zeigen die Arbeit von Autoren, Künstlern und "Theater-Machern". Zusätzlich spannend macht es auch noch die Tatsache, daß sich der Theateraufbau in der DDR abspielt. 


Aus all diesem erklärt sich auch der Titel des Buches und wird quasi zur Überschrift über das Leben von Brecht. Laß ihn mich etwas ergänzen: "ich lerne:" -eigentlich immer, aber, seit ich Dich Helli (so nennt er Weigel) kenne, "gläser + tassen spülen", also, ich lerne auch wieder den Alltag, ich lerne das Leben.


 

 

 

 

Der Rauch

Das kleine Haus unter Bäumen am See.
Vom Dach steigt Rauch.
Fehlte er
Wie trostlos dann wären
 Haus,Bäume und See.

 

Mein Einwurf

Dieses Gedicht, eine Elegie, ein Klagegedicht, eine wehmütige Resignation, aber auch eine Bestandsaufnahme, aus der hervorgeht, daß die Vergangenheit in die Gegenwart noch weiter wirkt und das der Fortschritt nicht radikal erfolgt ist.


 

 

 

 

Erotische Lyrik

 

Bertolt Brecht

 

Über die Verführung von Engeln

Engel verführt man gar nicht oder schnell.
Verzieh ihn einfach in den Hauseingang
Steck ihm die Zunge in den Mund und lang
Ihm untern Rock, bis er sich naß macht, stell
Ihn das Gesicht zur Wand, heb ihm den Rock
Und fick ihn. Stöhnt er irgendwie beklommen
Dann halt ihn fest und laß ihn zweimal kommen
Sonst hat er dir am Ende einen Schock.

Ermahn ihn, daß er gut den Hintern schwenkt
Heiß ihn dir ruhig an die Hoden fassen
Sag ihm, er darf sich furchtlos fallen lassen
Dieweil er zwischen Erd und Himmel hängt —

Doch schau ihm nicht beim Ficken ins Gesicht
Und seine Flügel, Mensch, zerdrück sie nicht.

 

Mein Einwurf

Brecht und seine erotischen Gedichte waren ja schon immer ein Streitpunkt. Ist es Lust oder Provokation? Für mich Letzteres, zumal es hier ja letztlich um die Homosexualität geht und da kann man es im Hintergrund der Zeit eigentlich nicht anders verstehen.

Ja,die Poesie der Direktheit, die es gar nicht erst anrüchig erscheinen läßt, aber durch die Direktheit der Sprache auch nicht die Möglichkeit gibt, es als Nebenschauplatz einfach links liegen zu lassen. Und dann wird diese Direktheit im letzten Satz plötzlich wieder in die Sanftheit, ja, geradezu beschwörende Bitte um Verständnis zurückgeführt.

 Zerdrück sie nicht diese Flügel, diese Sinnlichkeit, die trotz dieser Derbheit auch hier, in der Homosexualität - und man könnte diese auch durch andere Dinge, Randerscheinungen, Randgruppen, etc. ersetzen -  vorhanden ist.

 Und so sehe ich seine erotischen Gedichte - obwohl Brecht ja beileibe kein "Kostverächter" war - doch in erster Linie als gesellschaftlich-politische Gedichte. Aber man erreicht die Gesellschaft nur, wenn man sie mit ihrer Sprache direkt darauf aufmerksam macht.

 „Schau ihm nicht beim Ficken ins Gesicht“, es könnte dich erschrecken....aber akezptier es wenigstens, indem du ihm seine Flügel nicht zerbrichst.....

 

Das Gedicht erschien 1948 und wurde von Brecht an einige, ihm nicht gerade gut gesonnene Zeitgenossen mit der Unterschrift "Thomas Mann" geschickt. Dazu muß man wissen, daß Thomas Mann, der verheiratet war und Kinder hatte, in seinen Briefen und Tagebüchern homoerotische Schwärmereien niederschrieb. Diese Schwärmereien zu Jünglingen fanden unter anderem auch ihren Niederschlag in den Buddenbrooks. Er hat seine Homosexualität aber nie ausgelebt. Später diente das Gedicht auch als Vorlage für einen Kurzfilm, der ebenfalls von Beziehungen zwischen Jungs, Männern und Engeln erzählt. Außerdem gibt es ein Musikvideo, in dem Udo Lindenberg dieses Gedicht singt. Auch hier geht es um homosexuelle Beziehungen.

 

 

Mensch, zerdrücke nicht die Flügel, denn dann zerdrückst du die Freiheit....

 

Die Freiheit des Willens, ein uralter Streit, der wohl nie aufgelöst werden kann. Wie absolut ist sie, kann sie überhaupt sein, wo beginnt sie, wo endet sie? Wieweit kann das Sein  - und ich sehe den Willen als ausführendes Organ des Seins - Freiheit realisieren, ohne seine notwendige ständige Nichtung nicht im Nichts enden zu lassen? Die Einen verweisen darauf, daß mir von meinem jetzigen Platz aus unendliche viel Plätze meiner Wahl angeboten werden, die anderen darauf, daß mir unendlich viele Plätze verweigert werden.

 


 

 

 

 

 

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