Altaras Adriana



Adriana Altaras


*6. April 1960 in Zagreb, SFR Jugoslawien

 Deutsche Schauspielerin, Theater- und Opernregisseurin und Autorin.

 

Adriana Altaras ist die Tochter ehemaliger jüdischer Partisanen aus dem heutigen Kroatien.

Sie besuchte die Waldorfschule in Marburg und studierte nach dem Abitur bis 1983 Schauspiel an der Hochschule der Künste (HdK) in Berlin.

Nach einem Studienaufenthalt in New York City war sie Mitgründerin des freien Theaters zum westlichen Stadthirschen in Berlin, wo sie neben der Schauspielerei auch als Regisseurin und Autorin tätig war. Gastengagements erhielt sie als Schauspielerin am Maxim-Gorki-Theater und an der Freien Volksbühne in Berlin sowie in Stuttgart, Konstanz und Basel.

Sie hat zusammen mit dem Komponisten Wolfgang Böhmer zwei Söhne.




Werke unter anderem:

 

Titos Brille  2011

Besser allein als in schlechter Gesellschaft  2023



Besser allein als in schlechter Gesellschaft


Adriana Altaras erzählt von ihrer Tante, der schönen Teta Jele. Von einer Frau, die 101 Jahre alt wurde, die spanische Grippe, das KZ und ihre norditalienische Schwiegermutter überlebte. Von einer so liebevollen wie eigensinnigen Beziehung. Und davon, wie man lernt, das Leben anzunehmen.

Als ihre Eltern aus Zagreb fliehen müssen, kommt Adriana mit vier Jahren zu ihrer Tante nach Italien. Dorthin wird sie ihr Leben lang zurückkehren. Als Jugendliche in den Sommerferien, mit ihrer gesamten Abiklasse – und mit all ihren Liebhabern, die Tantchens aristokratischem Blick standhalten müssen. Und auch als Adrianas Mann sie nach dreißig Jahren Ehe verlässt, ist es ihre 98-jährige Tante, die ihr am Gardasee mit jeder Menge Pasta, pragmatischen Ratschlägen und Barbesuchen zur Seite steht.

 Ausgerechnet Teta Jeles hundertsten Geburtstag können sie nicht miteinander feiern. Adrianas Tante ist im Pflegeheim, wegen der Pandemie darf sie keinen Besuch empfangen. Umso häufiger telefonieren die beiden miteinander. Und lassen dabei Jeles Jahrhundertleben Revue passieren.

 

"Vielleicht habe ich das Leben nicht gemeistert. Aber gelebt habe ich es."



Mein Einwurf


Adriana Altaras schreibt in einer ganz einfachen Sprache, einer fast gesprochenen Sprache und schafft es dennoch, nicht einfach nur von erlebten kleinen Gechichten, Begebenheiten zu berichten, sondern nimmt den Leser gleichzeitig auch auf eine kleine Reise durch ihr Leben und vor allen Dingen durch das ihrer Tante mit. Es ist also auch eine Zeitreise, die die oft heiteren und belanglosen Begebenheiten zu Erklärungen werden lassen. Das Erlebte wird zum Schlüssel für das heute seltsam erscheinende Verhalten, manchmal seltsam erscheinender Gedanken. Und das Erlebte von beiden Damen vereinigt sich immer wieder zu etwas Gemeinsamen.


Es ist schön, wenn man Gesellschaft hat, aber es geht auch wunderbar ohne. Besser allein als in schlechter Gesellschaft.


Und gerade durch die Einfachheit des Geschilderten und durch die Sprache brachte fast jedes Kapitel beim Lesen wieder alte, bekannte Szenen bei mir hervor. Erinnerte an alte Geschichten, Telephonate, Besuche, Gedanken. Adriana spricht in vielen Augenblicken die Sprache, die auch ich immer verwendet habe. Nur das Ende war dann doch wieder Roman, brachte mich wieder zurück in die fiktive Welt oder zumindest in die von Adriana Altaras. Insgesamt also das, was ich in der Literatur, in Romanen immer wieder suche. Die Augenblicke, wo die Geschichte Geschichten in mir hervorruft. Laß mich das ganz einfach mal Erzählkunst nennen. 



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