Beauvoir de Simone

 

Simone de Beauvoir  

*9. Januar 1908 in Paris

† 14. April 1986 in Paris

Französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin,

gilt als Vertreterin des Existentialismus.


Werke unter anderem :

Sie kam und blieb   1943 - dt. 1953

Die Mandarins von Paris   1954

 

Auszeichnung unter anderem:

Für den 1954 veröffentlichte Roman „Die Mandarins von Paris“ erhielt sie den renommierten

Prix Goncourt

Französischer Literaturpreis, der seit 1903 von der Académie Goncourt vergeben wird.

 

 

 

Die Mandarins von Paris

Es erscheinen dort nach dem Vorbild der chinesischen Gelehrten- und Beamtenkaste Jean-Paul Sartre, Albert Camus und Arthur Koestler jeweils unter anderem Namen. Etwas ironisch "Die Mandarins" genannt. Außerdem Simone de Beauvoir, beziehungsweise ihr Alter ego, die Lebensgefährtin von Sartre, die den Leser immer wieder mit dem Existenzialismus konfrontiert.Wobei es sich allerdings nicht um wirkliche biographische Beschreibungen handelt. Im Mittelpunkt stehen mehr die Machtkämpfe der drei Mandarins, der Konflikt zwischen Denken und Handeln und die Macht und Ohnmacht der Literatur in der Nach-Zeit der Rèsistance.

 

 

Mein Einwurf

Henri Perron, Robert Dubreuilh, Anne Dubreuilh. Oder Camus, Sartre, de Beauvoir. Drei Intellektuelle im Paris nach dem Krieg. Die Mandarins, wie Henri und Robert von Simone de Beauvoir etwas ironisch genannt werden.

Die Frage ist, wie man nach einem langen Krieg wieder neu anfängt. Und wie sagt und schreibt man dieses Anfangen und das Davor, das Verlorene ?  Vielleicht so: In der Not hält man zusammen, danach existiert man wieder alleine. Henri hatte es verstanden. „So viele Dinge gab es, die man in Worten festhalten möchte und die sich verflüchtigten.“

Und dann war da ja noch die neue Generation, Nadine, Tochter von Anne, für die es das Davor nicht gab, sondern nur die Zukunft.

Immer, wenn eine neue, eine andere Zeit beginnt, möchte man auf der alten zumindest aufbauen, dort weitermachen, wo man unterbrochen wurde. Dem Neuen mißtraut man. Aber man kann die Zeit zwischen Gestern und Heute nicht einfach ausschneiden. Man muß mit der neuen Zeit beginnen.

Simone de Beauvoir versucht immer wieder die Konflikte mit dem Existenzialismus von Sartre zu erklären. „ Ich sah die Leute mit den Augen eines Arztes, und das erschwerte mir eine menschliche Beziehung zu ihm.“ und Robert läßt sie zum Beispiel sagen: „ Wenn man sich vorstellen würde, daß nichts möglich ist außer dem, was schon existiert, würde man nie etwas zustande bringen.“

Aber es stellt sich noch eine andere, für mich spannendere Frage: Was kann Literatur erreichen ? Was bewirken ? Ohne politisch zu sein. Kann sie den Menschen nach einem Krieg helfen wieder zu einem „normalen“ Leben zu gelangen ? Kann sie in Krisen überhaupt nützlich sein ? Kann sie jemanden dazu bringen, die Welt mit meinen, mit den Augen des Autors zu sehen. Zumindest zeigt sie dem Leser die Welt so, wie man sie sieht.

Und damit gelangen wir unweigerlich auch zu der Suche nach der Antwort, auf das Warum. Warum schreibe ich ? Um zum Beispiel herauszufinden, wie schwer es ist, aufrichtig zu sein oder wer ich bin und was ich tauge ?  Nein, ich schreibe höchstens, um zu zeigen, daß ich bin. Ob ich etwas tauge, ist für den Leser unwichtig, sollte es sein. Schließlich will ich mich nicht beweisen, sondern nur etwas zeigen: Mein Sein, das Sein, das Leben.

Nach dem Krieg versuchen – hier in Frankreich – die Parteien, die Zeitungsverleger, die Literaten ihren Platz in der neuen Gesellschaft zu finden, sich zu positionieren, wobei es immer wieder zu Verwirrungen kommt, zum falsch verstanden werden, zu Meinungsverschiedenheiten. Gleiches auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen. (Siehe Anne und ihre Affäre in Amerika) Davor sind auch die Intellektuellen, die Mandarins nicht geschützt. Und auch nicht die falschen Intellektuellen, die an Aufschwung gewannen. Die verschiedenen Meinungen, Auffassungen, wie die Zukunft gestaltet werden soll, wie sie aussehen könnte, spiegelt sich unter anderem auch in der Kunst wieder.

Es stellte sich heraus, daß es inzwischen eine andere Welt war, in der es weniger Miteinander, mehr Gegeneinander, mehr Egoismus gab. Im Krieg hatte man sich mit den Deutschen arrangiert, um die eigene Haut zu retten, jetzt fiel ihnen all dies auf die Füße. Die Welt war eine andere. Oder doch nicht ? Die Intriegen, die Unwahrheiten gingen jedenfalls weiter. In dem Punkt hatte sich jedenfalls nichts geändert.

Und Widerstandsbewegung und Wiederaufbau waren eben verschiedene Dinge.

Kann man die Wirren, die in einem entstanden sind, sei es durch Krieg, sei es durch Liebe, mit der Liebe bekämpfen ? Oder entstehen dadurch neue Wirren ? Vielleicht einfach vergessen und neu anfangen. Aber wie und wo ?

Die Mandarins unternehmen immer wieder den Versuch durch Literatur, politische Literatur etwas zu bewegen. In der Politik, in der Gesellschaft. Und immer wieder ohne Erfolg.

Ach ja, eins dürfen wir nicht vergessen: Was ist mit den Schuldigen von damals ? Oder sind nicht alle irgendwie schuldig und versuchen nur ihre Schuld zu tilgen, indem sie die Einzelnen verurteilen, deren Schuld in bestimmten Fällen bekannt ist ?

Man könnte ja auch einfach die Möglichkeit wählen, seine Existenz zu beenden. „Nirgends zu sein oder nicht mehr zu sein – das macht keinen großen Unterschied.“

Aber:

„Wer weiß ? Vielleicht werde ich eines Tages von neuem glücklich. Wer weiß ?“

 


 

 

 

 

 

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