A. Gedanken-beim Lesen geboren

"Der Mensch ist das Produkt seiner Gedanken!"

Marc Aurel

*121 + 180

 

 

 

 

 


      Helmut Pohl

 

 

Gedanken - 

            beim Lesen geboren

 

  


“Jedesmal, wenn du ein Buch fortgelegt hast und beginnst,

den Faden eigener Gedanken zu spinnen,

hat das Buch seinen beabsichtigten Zweck erreicht.“

 

Janusz Korczak

 

 

 


Das Denken

 

Ich denke, also bin ich   < ego cogito, ergo sum

Dein Zweifel ist echt. Oder kannst du beim Zweifeln sinnvoll daran zweifeln, dass du zweifelst? So haben wir mit dem Zweifel eine Gewissheit erlangt. Zweifeln ist ein Denkvorgang. Daran, dass es den Vorgang des Denkens gibt, kannst du also nicht zweifeln. Und für jeden Vorgang des Denkens muss es etwas geben, dass ihn ausführt. 

Dieses Etwas ist das Ich. 

„Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.“

Das Denken und Zweifeln gibt uns Gewissheit über das Ich.

René Descartes

 

Das Lesen

 

Für mich war es immer eine Selbstverständlichkeit, jeden Morgen die Zeitung zu lesen. Also die regionale. Für meine Eltern gehörte es zum tägliche Ablauf, daß sie vor dem Frühstück dieses Stück Papier aus dem Briefkasten fischten und dann durchblätterten. Den einen und anderen Artikel zwar zur Kenntnis nahmen, besonders die Todesanzeigen, aber außer dem örtlichen Geschehen den Rest nicht besonders beachteten - vielleicht bei Welt-und Europameisterschaften noch dem Sportteil. Irgendwie, wenn auch etwas intensiver,habe ich das dann später übernommen. Allerdings nur kurzzeitig, bevor die überregionale Presse mehr meine Aufmerksamkeit erreichte.

Und vom Lesen der Zeitung war der Sprung zu Büchern nicht weit, zumal ich auch hier in meinem Vater ein Vorbild hatte. Von diesem Zeitpunkt an wuchs auch die Erkenntnis, daß lesen mehr ist als Buchstaben und Wörter aneinanderzureihen. Lesen bereitete nur dann Freude, wenn ich die Sätze auch verstanden hatte. Wenn ich die Geschichte verstanden hatte.

Und so wurde das Lesen für mich zu einer Selbstverständlichkeit, weil mir klar geworden war, daß lesen Wissen bedeutet.

Doch was bedeutet „wissen" ?  Sophokles sagt bei Platon: "Ich weiß, daß ich nicht weiß"- übrigens nicht zu verwechseln mit der falschen Übersetung von "nichts wissen“. – Er macht also nichts weiter, als das Wissen zu hinterfragen, denn ich glaube immer nur etwas zu wissen. Das Wissen ansich ist nie sicher, weil es sich auch immer wieder verändern kann. Mit anderen Worten, ich muß immer weiter nach der Wahrheit suchen, immer wieder danach fragen, ob mein Wissen, mein glaubendes Wissen, wirkliches Wissen ist, was es aber nie sein kann.

Kommen wir zurück zum Lesen. In dem Moment wo ich nicht lese oder aufhöre zu lesen, höre ich auch auf, mein Wissen, mein geglaubtes Wissen zu hinterfragen, was gleichbedeutend damit ist, daß ich es aufgebe, zu wirklichem Wissen zu gelangen.

Erinnern wir uns mal an die Lese von Weintrauben, womit die Ernte bezeichnet wird, also die Ernte von gut ausgebildeten Früchten. Und so lesen oder ernten wir im gleichen Sinne Wissensfrüchte. Gleichsam in der Literatur, wo wir durch das Lesen Erfahrungen sammeln.

 



Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene.

 

Carl Hilty

 

Carl Hilty war ein Schweizer Staatsrechtler und Laientheologe.

Geboren: 28. Februar 1833, Chur, Schweiz

Verstorben: 12. Oktober 1909, Clarens VD, Schweiz



 


….warum ich ein Buch nicht einfach in wenigen Tagen lesen kann,

denn dann hätte ich zwar eine Geschichte gelesen, 

aber die vielen Geschichten dahinter würde es nie geben.

Sie würden verschüttet bleiben.

Lesen ist also immer auch ein Ausgraben. 

Nicht nur der Vergangenheit, sondern viel mehr ein Ausgraben des Bewußtseins, 

ein Ausgraben von Dingen, von denen man sich bisher nie wirklich bewußt war

 

 

Das ist es, was für mich einen spannenden Roman ausmacht.

Die Geschichte selbst und die vielen kleinen Geschichten,

die sich beim Lesen in meinem Bewußtsein entfalten,

Geschichten, die in dem Moment nur ich kenne, die nur mich bewegen, 

die nur in mir leben, die aber auch ein Teil von mir sind.



 


Drei Hinweise seien mir noch erlaubt:

Um der teilweisen Sinnentstellung wegen der Vereinfachung und Entfernung vom grammatischen Grundkonsens zur Verständigung zu entgehen,

 
benutze ich nur die sogenannte alte deutsche Rechtschreibung !


Außerdem verweigere ich mich dem in keiner Weise sprachwissenschaftlich gestützten Eingriff in die Sprache durch irgendeinen


Genderunsinn.


Das grammatische Geschlecht "Genus" hat mit dem biologischen Geschlecht "Sexus" nichts gemein !


 

Die nachfolgenden Aussagen zu einigen von mir gelesenen Büchern sind

 

keine Interpretationen,

 

sondern nur Gedanken !

 


 

 

 

                                                                               

Beim Lesen läßt sich vortrefflich denken.


Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi / Leo Tolstoi

* 9. September 1828 in Jasnaja Poljana bei Tula, Russland

+ 20. November 1910 in Astapowo, Oblast Lipezk (heute:Lev Tolstoy)



Nach oben