Showghi Farhad

 

Farhad Showghi

* 4. Juni 1961 in Prag


verbrachte seine Jugend in Deutschland und im Iran.

Er lebt und arbeitet als Psychiater, Autor und Übersetzer in Hamburg.


Werk unter anderem:

Wolkenflug spielt Zerreißprobe   2017


Auszeichnung unter anderem:

 

2018 Peter-Huchel-Preis für Wolkenflug spielt Zerreißprobe

 

 

Wolkenflug spielt Zerreißprobe

 

Von Skizzieren reden.
Von Gekräusel und Strichen, die ausgespart werden.

Ließ die Finger vom Neumond. Doch hielt sie gestreckt.
Mit Verbindungslust. Auf nahen Wind.
Auf fernere, leicht biegsame Spitzen.

Warte: Was sich auch tut, muss eine Weile nichts berühren.
Wird gerade verpasst. Oder später erinnert.
Wird Abstand nehmen, mitleuchten müssen.

Gleich beginnt mein Name in die Irre zu führen.
Hört nicht auf den Mund.

Geräusch von Zügen. Ein Fürsprecher.
Kurz angebunden. Nachdem schon vorhin alles klar war.

Und irgendwo draußen, sehr weit draußen,
im Beisein eines Hügels und vieler Gräser,
unbestimmt, frei heraus, beispiellos:

Ein letzter Spielpunkt.
Hängelibellen, die flink gewesen.

Ungereimtheiten.
Allenfalls noch Apfellaub.
Reste von Wehrlosigkeit.

 

Mein Einwurf

Über die Natur zur Sprache. Beobachten, mit der Sprache beobachten.

Aber es muß auch nicht alles so sein, wie wir es sehen, auch nicht so bleiben.

Es könnte auch alles ganz anders sein. Der Autor arbeitet auch mit neuen Wortschöpfungen, wohl genau darum.

 

Warte: Was sich auch tut,

.....

Nachdem schon vorhin alles klar war.

 

Hört nicht auf den Mund.

Da fallen mir die „Entmündigten Lippen“ von Celan ein........Entmündigte Lippen,meldet,daß etwas geschieht....



Geräusch von Zügen

 

Eine große Genauigkeit bei der Beobachtung, man sieht es vor sich, man steht mitten drin, man möchte es nachzeichnen.

Es ist lyrisches Erzählen.

Ließ die Finger vom Neumond. Doch hielt sie gestreckt.
Mit Verbindungslust.

 

Die Zerreißprobe findet im Leser statt, der mehr will, bleiben will in der Situation.Der Wolkenflug läßt es nicht zu. Die Natur nimmt einen weiter mit. Reißt einen auch aus der Ruhe der Betrachtung.

„Der Rücken klebt ja nicht ständig am selben Himmel mit dem Hellblau des Hemds, das Auge schreibt weiter an der letzten Fassung des Blicks.“ (Showghi)

 

Ja, so habe ich den Eindruck, der Blick dieses Autors geht tiefer, sein Denken bleibt nicht stehen, wie die Wolken zieht er durchs Leben und es würde ihn zerreißen, wenn er Widerstand leistete. Ein von der Natur Getriebener, alle seine Beobachtungen in Sprache umzusetzen und zu erzählen, denn sie entsteht in der Natur,mit ihr und durch sie.


 

 

 

 

 

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