Updike John

John Updike

John Hoyer Updike

* 18. März 1932 in Reading, Pennsylvania

† 27. Januar 2009 in Danvers, Massachusetts

 

US-amerikanischer Schriftsteller.


Werke unter anderem :


Ehepaare   1968

Heirate mich   1976

Rabbit-Pentalogie   1960 - 2002


Auszeichnungen unter anderem:


·  Pulitzer-Preise für Bessere Verhältnisse und Rabbit in Ruhe

PEN/Faulkner Award (2004)

 

 

Ehepaare

«Ehepaare» machte John Updike auf einen Schlag berühmt und das Städtchen Tarbox weltbekannt: Eine Bahnstunde von Boston – Tennis und Segeln, Dinnerparties und Cocktailstunden, die gehütete Kulisse eines wohlanständigen Lebensstils. Und ausgerechnet hier finden sich zehn Ehepaare zu einem Reigen zusammen, in dem nach unausgesprochenen Regeln die Rituale des Sex zelebriert werden.
 Ein kunstvolles und verführerisches Porträt von Ehe und Ehebruch in Amerika.

 

 

 

Mein Einwurf

Da lautet der letzte Satz: "Die Hannemas leben in Lexington und haben inzwischen einen Kreis gefunden, der zu ihnen paßt und sie als neues Paar akzeptiert hat."
 Wie viele Paare würden dies gerne von sich behaupten, wobei ich jetzt nicht nur von Flüchtlingen rede, sondern von den Menschen ganz allgemein. Was bedeutet es, wenn ich sage, daß jemand zu mir paßt? Vielleicht sollte er mir ähnlich sein, sollte meine Interessen haben, sollte mit mir übereinstimmen. Aber das alles ist natürlich viel zu oberflächlich und würde auf Dauer auch ohne Wirkung bleiben, nicht zum Zusammenhalt beitragen, denn diese Punkte könnten so, etwas abgewandelt, auch auf meinen Pullover zutreffen, der vorzüglich zu meinem Hemd paßt. Für zwei Menschen ist das nicht ausreichend.

Lebensqualität, positives Lebensgefühl. 

Letzteres sind Begriffe, die Aussagen erzeugen, die man, ohne sich dagegen wirklich wehren zu können, weitergeben möchte, nein, will, nein, muß. Meiner Meinung nach - und ich betone, daß dies meine Ansicht und nicht die der sogenannten Hölderlin-Experten ist - ist der "Lebenslauf" so eine Kundgebung von Überzeugungen, die, in Anbetracht der damaligen Zeit, nur in dieser damals zwar verschlüsselt erscheinenden Form, aber,wie bei Hölderlin üblich, realen Wortwahl,möglich war. Mir kommt dabei der "Kurzgefaßter Lebenslauf" von Erich Kästner in den Sinn. Zwar mit anderem Hintergrund (1930) und in der Käster gemäß sarkastischen Form gefaßt, aber mit gleichem Ziel, wobei die letzten beiden Sätze schon fast in Richtung Sartre interpretiert werden könnten und Hölderlins Abschied von der Religion, vom Glauben und dem Wunsch seiner Mutter Pastor zu werden, ganz nahe kommen. Wenn man die Liebe mal als Liebe zur Mutter, bzw. zu den Eltern interpretiert, die zwar gewaltig ist, aber dennoch nicht bewirken kann, daß man sich selber verbiegt,dann kann auch das selbige im Orkus stattfindende Gesetz - denn auch im Himmel und in der Hölle werden einem Vorschriften gemacht - nicht ausreichen, um dem Einzelnen zur Freiheit zu führen. Denn nur das Beachten der Gesetze- und sei es die der Liebe oder der Religion - führt nicht zur Freiheit. Diese entsteht nur durch einen selbst. Und da sind wir auch wieder bei Kästner: Verlaß Dich nicht auf die Welt oder die Religion. Gestalte selber - "Ich kam zur Welt und lebe trotzdem weiter" - denn frei sein heißt nicht, die geschichtliche Welt, in der man auftaucht, wählen, sondern sich in der Welt, was sie auch sei, wählen. 

Und so schließt sich der Kreis wieder zu Updike (Ehepaare). Piet wählt sich selber, aber nicht aus Überzeugung, sondern, weil er aus einer von ihm nicht gewollten Welt heraus will. Allerdings ohne zu wissen, wohin. Nun steckt, da in Amerika spielend - und ihn als Holländer schützt das im Grunde nicht - noch diese verlogene Moral, die bis heute nicht überwunden ist, dahinter. Auf der einen Seite ein vorgeschützter tiefer Glauben ohne Hintergrund und andererseits der Wunsch nach gnadenlosem Leben. Aber beides zusammen funktioniert nicht. Wie überhaupt Glauben mit dem Wissen von Realität nicht vereinbar ist. Der Osterhase oder Nikolaus im Regal sind nicht Glauben, sondern Konsum. Dies ohne Wertung. 

Aber dieser Freiheitswille den Updike aus den sechziger Jahren in Amerika schildert und der ein paar Jahre später nach Europa und Deutschland rüberschwappte - allerdings mit einem etwas anderem Hintergrund - und der dann hier, weil genau wie in Amerika ohne wirklichen Plan ohne wenigstens eine Utopie im Chaos der 68er, die dann zwar eine Utopie aber keinen Plan für danach hatten, genauso wie dort scheiterte, mahnen Kästner und Hölderlin gleichsam an. 

"Ich setze mich sehr gerne zwischen Stühle. Ich säge an dem Ast, auf dem wir sitzen" , denn das Beharren auf dem Status Quo bringt uns keine Freiheit, weil wir uns nur zur Freiheit entwerfen können. Die Geburt, das Hineinsetzen in diese Welt genügen nicht: "Doch es kehret umsonst nicht unser Bogen, woher er kommt." Mit anderen Worten: Nicht Geburt, nicht Glauben, nicht Religion machen uns frei, sondern nur wir selber sind in der Lage, uns lebenswert und damit frei zu entwerfen. Aber dies gelingt nicht, wenn wir uns selber belügen, uns selber nicht ständig nichten können, wie Piet, sondern nur, wenn wir "durch die Gärten der Gefühle" gehen und sie bepflanzen - mit unseren eigenen Entwürfen - wie Kästner und erkennen, daß die "Himmlischen", die "Alleserhaltenden" mich nie des ebenen Pfades geführt haben, wie Hölderlin. 

Meine Gedanken, in einer Komposition von Hölderlin, Kästner,Updike und Sartre. Zu gewagt? Vielleicht gänzlich falsch ? 

Was auch immer: Zeiten und Epochen sind für mich kein Hindernis für Gedanken zu Begriffen wie Freiheit und Glauben.




 

 

Nach oben