Némirovsky Irène

 

Irène  Némirovsky

*11. Februar 1903 in Kiew, Russisches Kaiserreich

 †17. August 1942 im KZ Auschwitz

Französisch schreibende Schriftstellerin

 

 

Feuer im Herbst 

Originaltitel: Les feux de l’automne. Paris 1957

 

Es ist der letzte, 1941/1942 vollendete und posthum 1948 zum ersten Mal erschienene Roman von Irène Némirovsky. Er wurde 1957 und 2005 wiederaufgelegt (Taschenbuchausgabe 2007). Die von Eva Moldenhauer übersetzte deutsche Ausgabe erschien 2008.
 Die Romanhandlung umfasst den Zeitraum zwischen 1912 und 1941 mit dem Ersten Weltkrieg, der Zwischenkriegszeit und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs als Hintergrund für die Geschichte von Thérèse und Bernard Jacquelain, die beide 1897 geboren sind und nach dem Krieg ein Paar werden.

 

Mein Einwurf

Der erste Weltkrieg endete am 11. November 1918. Also im Herbst. Das Feuer des Krieges hatte alles zerstört. Der zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939. Also im Herbst. Das Feuer des Krieges loderte erneut auf.

Dazwischen die sogenannten goldenen Zwanziger. Für Thérese und Bernard beginnen sie aber erst später, im Herbst ihres Lebens, nachdem Treue und Verantwortung, besonders im Kleinbürgertum vom Feuer dieser verkommenen Jahre dahingerafft worden waren.

Fast erinnerte ich mich ein bißchen an Faust und Gretchen – zwischenzeitlich endet die Beziehung  zwischen Thérèse und Bernard sogar mit den Worten; „Mir graut vor dir!“ -wenn die Autorin auf den letzten Seiten nicht mit dem Feuer der Rührseligkeit und des Kitsch fast alles vernichten würde.

Angesichts dieser Feuer im Herbst stellt sich die Frage, ob der Mensch immer erst alles zerstören muß, bevor er zur Einsicht kommt. Und warum ihn im Rückblick so oft die Wahrheit verläßt. Muß man sich da noch überlegen, ob wir wirklich in der Lage sind, aus Fehlern zu lernen? Wenn sich ein Vorteil bietet, wenn das Leben uns einen leichteren, einen angenehmeren, genußreicheren Weg zeigt, vergessen wir sofort alle unsere Grundsätze und auch alle Folgen. Laß es mich noch direkter ausdrücken: Sofern es dem Menschen gut oder besser geht, stellt er das Denken ein.

Ob all diese Feuer ihn nun wirklich läutern und er sich ändern kann, mag die Zukunft zeigen. Noch sehe ich dafür keine Hinweise.
 

Und so flammen die Feuer durch die ganze Menschheitsgeschichte - Irène Némirovsky beschreibt davon drei Kapitel. Danach folgte ihr eigenes Feuer in Auschwitz – bis hinein ins Jetzt. Vielleicht schon der Herbst der Menschheitsgeschichte.
Im Augenblick jedenfalls kein goldener. Politisch gesehen. Vielleicht in Frankreich, Macron, Herbst und Frühling gleichzeitig.

 Wie heißt es am Ende bei Némirovsky: "Sie begriff auch....,daß er verändert zurückkam,..."


 

 

 

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