Schindel Robert

 

Robert Schindel

Geboren am  4. April 1944 in Bad Hall / Oberösterreich 

Lyriker, Regisseur und Autor.

Studierte Philosophie und zwei Semester Rechtswissenschaft und engagierte sich in maoistischen Kreisen. 

 

Auszeichnungen unter anderem:


2013: Johann-Beer-Literaturpreis für Der Kalte

2014: Heinrich-Mann-Preis

 

 

 

Der Kalte

(2013)

Österreich in den »Waldheimjahren« zwischen 1985 und 1989. Drei »Kulturkämpfe« toben nebeneinander und sind doch untrennbar miteinander verbunden: der Kampf um einen neuen Staatspräsidenten, der Kampf um ein Antifaschismusdenkmal und der Kampf um »das« Theater, »die Burg«. Und inmitten dieser Auseinandersetzungen kämpft ein Einzelner, kämpft gegen das Vergessen und Verdrängen der NS-Zeit: der Spanienveteran und KZ-Überlebende Edmund Fraul.

 

 

Mein Einwurf

Edmund Fraul, Auschwitz Überlebender, kann natürlich nicht vergessen. Die Jugend kann es nicht nachvollziehen, will es vielleicht auch gar nicht. Sie will ihr eigenes Leben leben, Geschichte, so meint sie, wiederhole sich nicht.

Und Fraul lebt immer wieder in Erinnerungen, erlebt die Vergangenheit , bzw. Szenen aus ihr in Träumen, in der Gegenwart.

„Was Auschwitz war, weiß nur der Auschwitzer.“

Und genau da liegt das Problem. Erzählungen können daran erinnen, können mahnen, aber sie können das wirkliche Gefühl nicht vermitteln. Wer nie in Todesgefahr war, kann sie nicht nachvollziehen, was jedoch nicht bedeuten soll, daß man sie erleben soll oder muß, nur um sie verstehen zu können. Man will ja vermeiden, daß es Auschwitz noch einmal gibt.

Und die, die es erlebt haben, sind sie abgestumpft, kalt geworden ? Gegenüber der Vergangenheit, gegenüber dem Jetzt ?

„Karl: Und war er immer schon so kalt ?

Mutter: Er ist nicht kalt. Mit den Jahren ist er halt ein bissl ausgekühlt. Wir kühlen alle im

Alter aus."

War eigentlich nur Fraul kalt oder sind nach dem Krieg alle schnell kalt geworden ? Nein, nicht alterskalt, sondern kalt gegenüber dem Erlebten ?

Die Überlebenden läßt das Gewissen nicht los, auch den Altnazi, SA Rosinger nicht. Vielleicht sind manche wirklich nur reingeschlittert, waren nicht wirklich mit dem Herzen dabei, nur "ihr Pferd," nicht sie selber. Oder war es ein trojanisches Pferd, mit dem sie hineingeschmuggelt wurden ?

Ach ja, das Denkmal: Kann man über die Toten ein Denkmal für sie bauen ?

Oder im Jetzt: kann man über die tote Liebe eine neue Liebe bauen, die an die alte erinnert ?

Viele Fragen sind noch offen. Zum Beispiel auch die nach der Pflichterfüllung. „Wie weit geht Pflichterfüllung ? Wer kann das wissen ?" Auch in der Deutschstunde von Siegfried Lenz haben wir es nicht erfahren.

„Wir müssen alle unseren Weg gehen.“    


Siehe auch Autorenlesung 2013 > Robert Schindel




 

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