Frisch Max

 

 

Max Frisch

 

*15. Mai 1911 in Zürich

 † 4. April 1991 in Zürich

 

Schweizer Schriftsteller und Architekt

Studierte Germanistik und Architektur in Zürich.

Er arbeitete zunächst als Journalist, später als freier Schriftsteller.


Preise unter anderem:

1958 Georg- Büchner-Preis,

1976 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

1989: Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf

 

 

Montauk

Während einer Lesereise im Jahr 1974 lernt Max Frisch in New York die halb so alte Verlagsangestellte Lynn kennen. Sie verbringen ein Wochenende in Montauk an der Nordspitze von Long Island. Frisch nimmt die Affäre zum Anlass über sein grundsätzliches Verhältnis zu den Frauen in seinem Leben zu reflektieren: Die autobiographische Erzählung über diese Romanze montiert er mit Erinnerungen, Tagebuchauszügen, Selbstreflexionen und anderem autobiografischen Material zu einer Collage.

 

Homo faber

Der Ingenieur Walter Faber, Protagonist und Verfasser des »Berichts«, lernt auf einer Schiffsreise eine junge Frau (Sabeth) kennen und verliebt sich in sie. Bei einem Aufenthalt in Paris trifft Faber Sabeth wieder und begleitet sie nach Griechenland, wo Sabeth ihre Mutter besuchen will. In Frankreich kommt es zu einer Liebesnacht zwischen den beiden. Allmählich wird Faber klar, dass Sabeth seine leibliche Tochter ist und ihre Mutter seine frühere Geliebte Hanna, die er seinerzeit verlassen hatte, als sie schwanger wurde. Entgegen der Absprache hat Hanna das gemeinsame Kind aber nicht abtreiben lassen.

In Griechenland kommt es zu einem Unfall, an dessen Folgen Sabeth stirbt. Faber selbst trifft Hanna wieder. Er muss sich in Athen in ein Krankenhaus einweisen lassen, um sich einer Magenoperation (Krebs) zu unterziehen. Er überlebt diese Operation nicht.

 

Mein Name sei Gantenbein

Ein Mann sitzt in seiner Wohnung allein. Die Teppiche sind gerollt, die Fensterläden geschlossen, die Möbel mit weißen Tüchern bedeckt. "Von den Personen, die hier dereinst gelebt haben, steht fest: eine männlich, eine weiblich." Um dem Ich dieses Mannes, der Gantenbein heißen soll, auf die Spur zu kommen, entwirft der Erzähler Varianten dessen - und gleichzeitig seines eigenen - Lebens. "Mein Name sei Gantenbein!" beschließt er und erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich eines Tages eine Blindenbrille und ein schwarzes Stöckchen zulegt, um seine Umwelt glauben zu lassen, er sei blind.

 

Aus dem Berliner Journal

Herausgegeben von Thomas Strässle. Als Max Frisch 1973 in der Berliner Sarrazinstraße eine neue Wohnung bezog, begann er, wieder ein Tagebuch zu führen, und nannte es Berliner Journal.

Neben Betrachtungen aus dem Alltag des Schriftstellers finden sich erzählende und essayistische Texte sowie sorgfältig gezeichnete Porträts von Kolleginnen und Kollegen wie Günter Grass, Uwe Johnson, Wolf Biermann und Christa Wolf. Nicht zuletzt zeugen die Tagebucheinträge von der außergewöhnlichen Wachheit, mit der Frisch als Bewohner West-Berlins die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR beobachtet und erlebt hat.

 

 

Stiller

"Ich bin nicht Stiller", so lautet der erste, mittlerweile berühmt gewordene Satz von Max Frischs 1954 erschienenem Roman. Der Bildhauer Anatol Ludwig Stiller, der nach einem gescheiterten Leben als Künstler wie als Liebhaber in Amerika in den letzten sieben Jahren unter dem Namen White eine neue Identität angenommen hatte, wird an der Grenze zur Schweiz verhaftet. Als Stiller erkannt, wird ihm die Verwicklung in eine Spionageaffäre vorgeworfen. Doch er leugnet, der Beschuldigte zu sein, weil er sich mit seinem früheren Leben nicht mehr identifizieren kann und gerne ein anderer sein möchte. In Tagebuchaufzeichnungen und durch Aussagen anderer Personen zu Stiller setzt sich schließlich dessen Lebensgeschichte zusammen.

 

 

Mein Einwurf

Da steht im Umschlagtext zu Montauk: „ Frisch .... schreibt sein persönlichstes, berührendstes Buch.“  Aber genau das will er doch eigentlich gar nicht. Es wäre die Geschichte seines Lebens, aber wer will die schon lesen ? Er möchte nur dieses eine Wochenende in Montauk beschreiben, ohne irgendwelche Geschichten hinzuzufügen, nur das nackte Leben. Aber „Leben ist langweilig, ich mache Erfahrungen nur noch, wenn ich schreibe.“ Ich verstehe es also nur noch im Rückblick. Auf dem Weg zum Atlantik, den er, nebenbei, nie findet und erreicht, den Fußweg dorthin zur Freiheit über kleine Trampelpfade – unendlich viele Möglichkeiten – durch Hindernisse wie Geäst, immer wieder fragend nach dem richtigen Weg, blickt er zurück auf sein Leben, auf Augenblicke seines Lebens.

„Ich erhebe mich und danke.“

Auch ich ertappe mich manchmal dabei, daß ich danke für das, was ich bisher erlebt habe oder höre wie Personen, die gestorben sind, gedankt wird für ihre Leistungen im Leben. Und wenn man genauer hinsieht, dann habe ich oder haben sie nur meine / ihre Aufgaben erfüllt - vielleicht auch manchmal besser als andere oder als erwartet – und den Alltag irgendwie gemeistert. Was wäre aus mir geworden ohne all die anderen in meinem Leben ?

„Was ohne W. aus mir geworden wäre, das ist schwer zu sagen.“

Freundschaft bedeutet eben nicht, sich dem Freund zu unterwerfen.

Max Frisch hinterfragt sich nicht wirklich, er beschreibt sich, manchmal sogar von außen. Wir spielen doch alle immerfort eine Rolle, auch wenn es nicht unsere ist. Wo oder wie ist dabei einerlei.

Max Frisch als Architekt und Autor. Als Architekt bauen wir es, als Autor beschreiben wir das Gebaute.

Und so fliehen wir vor der Wirklichkeit, vor unserer Unsicherheit, unserer Angst. Aber wir können uns, wie die Geschichte von Frau Haller zeigt, unsere Schwäche aber nicht eingestehen, welche hier zum Beispiel beim Anblick von Behinderten zutage tritt. Dennoch bleiben die eigene Angst, das eigene Versagen in Erinnerung.

Wer jedoch will all dies von mir hören? Oder nur einen Teil davon, ein Wochenende ohne Geschichten. Ein Wochenende mit Lynn ist doch auch eine Geschichte. Wir brauchen die Geschichten die geschehen sind und die, die nicht geschehen sind, ja, gerade die, um die, die geschehen sind zu verstehen.

„Wie rasch Vergangenheit zustande kommt.“

Beim Laufen über den Strand, durch das Leben, begegnet man nicht immer interessanten Dingen, manchmal ist es nur eine leere Plastikdose. Aber auch die gehörte mal gefüllt zum Leben von irgendjemandem. Vielleicht gestern noch, denn die „hat man gestern noch nicht bemerkt.“

Der Hundetraum: Wenn du einst bist mit der Natur, dann empfindet sie dich als dazugehörig, als ein Teil  von ihr. Erst beim genauen Hinsehen bemerkst du, daß man sie schon gebändigt hat, ihr die schärfste Waffe, die Krallen abgehackt hat, wie man auch den Menschen in der Gemeinschaft, im Käfig der Gemeinschaft zähmt, ihm die „Krallen“ entfernt.

Und so sehnte sich Frisch auch aus dem Käfig der Ehe hinaus, er sehnte sich nach draußen. In dem Alter kann man vergessen und muß sich doch immer wieder erinnern, aber es schmerzt nicht mehr.

Was weiß man von einander an oder nach einem Wochenende? Kann man etwas über sich erzählen, ohne etwas dazuzuerfinden? Erzählen ohne eine Botschaft?

Die alte Frage: Warum schreibt ein Schriftsteller? Weil er der Gesellschaft etwas sagen will? Nein, vielleicht, weil er seine Gedanken loswerden möchte, sie aufschreiben, um sie nicht zu verlieren. Für sich. Wenn sie dann noch jemand liest und bei dem Leser neue, eigene Geschichten entstehen, umso besser. Dann könnte es sogar Literatur, sogenannte gute Literatur sein.

Neulich antwortete mal ein Schriftsteller auf die Frage: Warum schreiben sie? Weil es mein Beruf ist. Da fehlt dann wohl dieses Verhältnis – auch zu sich selber. Ein Wochenende im Montauk könnte ihm helfen. Montauk kann übrigens überall sein, aber ich glaube, es gibt wohl immer nur ein wirkliches Montauk im Leben.

Judith Kuckart hat es anders ausgedrückt, und da ist es, das Verhältnis zu sich selber: Warum ich schreibe? Weil ich sterben muß. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner mit allen Menschen auf der Welt.

Was würde ich antworten, wenn ich Schriftsteller wäre? Weil ich mich nicht anders mit mir unterhalten kann.

„Sie erzählt nicht viel, sie reden.“

Vielleicht fällt es leichter über sich und seine Gedanken in einer fremden Sprache zu reden, in einer, die man nicht richtig beherrscht, weil man dann mehr an der Oberfläche bleibt und weil es einem irgendwie  leichter fällt, über gewisse Dinge zu reden.

„Es muß (auch) nicht viel gelogen werden, verschweigen genügt.“

Manchmal will man nur von etwas ganz Bestimmten erzählen – ein bestimmtes Wochenende, aber dazu gehört auch die Vergangenheit, weil sie immer die Ursache ist, die zu diesem Wochenende geführt hat.

Erst im Rückblick erkennen wir unsere Fehler, erkennen uns als Fehler. Im Rückblick ist alles anders. Damals war es genau was man wollte.

„Ein Ping Pong Tisch ist auch da.“ – Schon wieder einer, wie bei Sabeth und Walter Faber.

Die Geschichten werden hin-und hergespielt, die Wünsche, die Gedanken. Das gemeinsame Wochenende ist ein Spiel bei dem die Gefühle abgeschmettert werden, Ping Pong ist eben kein hochklassiges Tischtennis, der Ball wird immer nur gerade übers Netz geschoben.

Ich kann mein Leben nicht rückschauend selber beurteilen. Ein Wochenende in Montauk ist dafür außerdem nicht ausreichend, denn ein Spiel hat immer mehrere Sätze.

„Meine Fehler wird man hier finden.“

Man wird sie finden, aber er nicht. Dieses Montauk in unserem Leben, verändert es uns? Ändern wir uns? Nützt es am Ende des Lebens, wenn Hermes vorbeigeht, nach Fehlern in unserer Vergangenheit zu suchen?

Wenn ich mein Leben schildern will, was muß ich dann schreiben? Keine Geschichte,nur das nackte Leben. Den Alltag ganz einfach, die täglichen Dinge vom Morgen bis zum Abend, die Erinnerungen an Momente, an Situationen, aber auch das Einerlei. Jedoch, wen interessiert das? Vielleicht, wenn man eine bekannte Person wie Max Frisch ist. Was, wenn dieses Buch ein Max Meier geschrieben hätte. Frisch versucht es zwischendurch mit dem unbenannten Schriftsteller.

Max Frisch verabschiedet sich hier nicht von Lynn, nicht von einem Wochenende, sondern von sich, vom Leben, von seinem Leben, von seiner Vergangenheit. Das Wochenende war noch einmal sein Leben.

Es ist in einem gewissen Alter als „wenn man auf die Uhr blickt und sieht: So spät ist es schon!“

Da fragt man sich manchmal „was er (man) mit seinen Jahrzehnten eigentlich gemacht hat“, was man mit seinem Leben überhaupt gemacht hat. 

Es geht bei Homo faber ja gar nicht um das Problem Vater/Tochter. Walter Faber- der Homo faber, Max Frisch -  hat seine Tochter, von der er nicht wußte, das sie es ist, zufällig getroffen, so wie alle seine Frauen.Für Frisch ist es auch zweitrangig, ob Faber schuldig ist. Frisch hatte immer einen Hang zu jüngeren Frauen, die er mehr oder weniger zufällig traf. Nein, die Frage ist eher nach dem Verhältnis von ihm zu Frauen. Und auch das Verhältnis Jung zu Alt. Und dann darf man den Tod nicht vergessen.

„Der Mensch, als Konstruktion möglich, aber das Material ist verfehlt.“ Fast eine Resignation gegenüber dem Leben.

Die Tochtergeschichte ist nur eine Geschichte in der Geschichte. Aber sie ist nur in diesem Zusammenhang zu verstehen.

„Wir können nicht das Alter aufheben, indem wir unsere eigenen Kinder heiraten.“ Dies ist die wirklich wichtige Erkenntis. Die Sexualität mit der Tochter nur eine moralische Betrachtung, die aber nicht die Grundfragen erklärt.

Diese ganze Faberproblematik treffen wir auch in Montauk wieder und in seinen Tagebuchaufzeichnungen > Berliner Journal.

Im Homo Faber begegnet uns immer wieder ein Stück Montauk. In Montauk immer wieder Walter Faber, alles im Berliner Journal und überall Max Frisch, in welcher Person auch immer, der durch die Welt läuft, wie durch einen Film, seinen Film. In irgendeinem Kino sitzt er und schaut sich diesen seinen Film an. Der Film erzählt das Leben, daß auch sein Leben ist.

Ein Leben wie ein Ping-Pong –Spiel – bis 21 Punkte. Dann ist Schluß.

Walter Faber ist, wie Max Frisch, eine gespaltene Persönlichkeit. In dem Theaterstück Homo Faber habe ich eine gute Lösung der Darstellung gesehen: Walter Faber bestand immer aus drei verschiedenen Schauspielern. Er war immer dreifach auf der Bühne. Übrigens einmal auch als weibliche Person. Frauen waren eben ein wichtiger Teil seines Lebens.

Und genau das ist Homo Faber für mich: Die Darstellung der Gespaltenheit von Max Frisch.Das Streben nach immer neuen Entwürfen.Oft hilft der Zufall. Es gibt kein Schicksal, das würde auch seinem Existenzialismus widersprechen. Dieser Zwiespalt behindert immer wieder den Weg zur Freiheit, macht ihn fast unmöglich.

Die Grundfragen seiner Existenz: Liebe, Leidenschaft, Freundschaft, Arbeit, Älterwerden, Tod.

Und all diese Fragen finden wir in seinen Tagebuchaufzeichnungen von 1973/74 wieder – „Aus dem Berliner Journal

Ein Tagebuch, so können wir nachlesen, „ist eine autobiografische Aufzeichnung, also ein Selbstzeugnis in chronologischer Form.“ Nun, bei Max Frisch ist es viel mehr. Es ist das Festhalten einiger seiner Gedanken zu Ereignissen in dieser Zeit, aber weit darüber hinaus, seiner Gedanken über sich, sein Sein, sein Handeln, sein Denken, sein Leben, letztlich das Leben.

Aber Frisch gibt uns nicht nur ein paar Aufzeichnungen, Stichpunkte an die Hand, sondern erklärt uns auch die Zeit, seine Zeit und das Denken einzelner Menschen, Weggefährten in jenen Tagen und Jahren.

Eine Fundgrube. Da tauchen auch wieder viele Erinnerungen an meine Besuche in der DDR auf und gleichzeitig Hinweise auf Autoren und Literatur aus jener Zeit. Dieses Tagebuch ist glücklicherweise nicht geeignet Schlüssellochleser zu beglücken, sondern an der Sache, an der Zeit, an den Schriftsteller Interessierte.

„Ich schreibe nicht, weil ich anderen etwas zu sagen habe, sondern um zu arbeiten. Ich arbeite, um zu Hause zu sein.“

Der Autor in einem Beruf, den er nicht mehr ausübt, notiert die Geschehnisse jeden Tages, da er nicht weiß, was sonst er tun soll. Das geht nicht gegen Tagebücher oder das Schreiben selbiger, aber so könnte Frisch es empfinden, habe ich den Eindruck.

Mein Name sei Gantenbein

„Frischs Roman ist ...ein faszinierendes Spiel mit Identitäten...“  hat jemand geschrieben und ich frage mich, warum Kritiker immer so an der Oberfläche bleiben. Ein Spiel ? Nein, es ist kein Spiel, es ist das Leben. Genau das ist es wohl, was Frisch befürchtet, daß nur diese Oberflächlichkeit hängenbleibt. Deshalb auch immmer wieder seine Zweifel  am Schreiben und ob er es veröffentlichen soll.

Doch zurück zum Leben: Und dann zweifle ich manchmal  „ ob die Geschichten, die ich mir vorstellen kann, nicht doch mein Leben sind.“ Schlimm genug, daß man es sich vorstellen kann, denn „ich kann nicht glauben, daß das, was ich sehe, schon der Lauf der Welt ist.“ Die Frage ist doch, ob das wirklich schon alles ist. Wäre es dann nicht besser blind zu sein und sich die Welt einfach vorzustellen ?

Alles ist einfacher, wenn das Ich in eine andere Person wandert. Wenn man auch die anderen Personen selber spielen, über sie verfügen kann. Aber was spiel man eigentlich ? Doch nur die Rolle, die man erwartet, die man kennt.

Hier wird die Gesellschaft von einem Blinden ertappt. Und sie fühlt sich auch ertappt, denn ein Blinder sieht vielleicht mehr als ein Sehender.

Mein Name sei Gantenbein. Nichts weiter als Frisch und seine Entwürfe zu einem Ich.

Egal ob als Walter Faber oder Gantenbein, ob in Montauk oder Berlin, ob als Architekt oder Autor:

Man ist das, was man möchte und das, was man nicht möchte.

Und noch etwas: man muß als Blinder nicht immer blind sein, man muß eine Rolle im Leben nicht immer spielen, manchmal darf, ja muß man auch ich selber sein, sonst wird der Mensch vergessen, wird unglaubwürdig.

Max Frisch sagt im Berliner Journal einmal:“Und sofort möchte ich zeichnen, was zu schreiben mir nicht gelingt.“ Gantenbein möchte oft zeigen, was er als Blinder eigentlich gar nicht sehen kann. Mit anderen Worten, es kommt nicht darauf an was oder wer du gerade bist, sondern nur, was du erkennst und was du in der Lage bist weiterzugeben.

Max Frisch als Walter Faber, als Gantenbein, die Tage in Montauk. Er fühlt sich nicht ernst genommen, weder als Architekt, noch als Autor, noch als Mann, immer gehetzt, falsch verstanden, nicht in der Lage etwas zu vollenden.

„...es fehlt noch immer das letzte Loch....Er ist immer so gehetzt, Woyzeck als Maurer.“ (Aus dem Berliner Journal)

Max Frisch als Woyzeck ?

 

Soeben habe ich an einer Stelle in Bezug auf Gantenbein gesagt:

Man ist das, was man möchte und das, was man nicht möchte. Genau hier knüpft Stiller an. Etwas abgewandelt könnte man sagen: Nein, ich bin nicht der, den ihr gerne hättet, sonder der, der ich gerne sein möchte. Die Frage ist nur, ob ich es sein darf. Stiller durfte es nicht. Und ich überlege beim Lesen, ob wir es denn im Leben sein dürfen.

Max Frisch beginnt seinen Roman mit dem Satz „Ich bin nicht Stiller“, gesagt von einem Bildhauer, der unter anderem Bildnisse schafft, hier aber klarstellt, was auch in der Bibel steht: „Du sollst dir kein Bildnis machen.“  Weder von anderen, noch von dir selber. Bei den anderen mag es ja noch gelingen, bei sich selber scheint es fast unmöglich. Und Stiller scheitert auch daran, übrigens an beiden.

„Er war im Begriff, den zweiten und noch viel schwereren Schritt zu tun, herauszutreten aus der Resignation darüber, daß man nicht ist, was man so gerne gewesen wäre, und zu werden, was man ist..“

„Nichts ist schwerer als sich selbst anzunehmen!“

Und der Prozeß – am Anfang erinnert er oft ein bißchen an Kafka – ist einer, den er hauptsächlich gegen sich selber führt. Am Ende in seiner kleinen Werkstatt, wo ihm nur noch eine Hoffnung bleibt:

„Mein Engel halte mich wach.“

 


 

 

 

 

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