Regener Sven

 

Sven Regener

* 1.Januar 1961 in Bremen

Musiker-Schriftsteller-Drehbuchautor

1985 Gründer der Band "Element of Crime"

 

 

Werke unter anderem:

 

Herr Lehmann - 2001

Neue Vahr Süd - 2004

Wiener Straße - 2017

 

Auszeichnungen unter anderem:

 

Brüder-Grimm-Gastprofessur, Universität Kassel - 2016

 

 

Herr Lehmann

Durch jahrelange, ausgefuchste Ausweichmanöver und heroische Trägheit hat der arglistfreie, bis ins Mark ambitionslose Bierzapfer Herr Lehmann erfolgreich Ansprüche von Eltern, Vermieter, Nachbarn und Frauen ausgesessen. Nun, wir schreiben das Jahr 1989, lebt er weitgehend störungsfrei in seiner Eineinhalbzimmerwohnung in Kreuzberg, wenn er nicht in die nächste Kneipe geht. Doch plötzlich bricht eine unvorhergesehene Störung nach der anderen in seinen heißgeliebten Alltagstrott ...

 

Neue Vahr Süd

Wir befinden uns im Jahre 1980 in der Neuen Vahr Süd, einem ganz und gar nicht pittoresken Neubauviertel im Osten von Bremen. Für Frank Lehmann, der gerade seine Lehre beendet hat, noch immer bei seinen Eltern wohnt und irgendwie vergessen hat, den Wehrdienst zu verweigern, wird es ein hartes halbes Jahr. Zwar gelingt ihm nach einem Streit der Auszug aus dem Elternhaus in eine chaotische Wohngemeinschaft, aber ein neues Zuhause hat er damit noch lange nicht gefunden, und die Neue Vahr Süd holt ihn immer wieder ein. Und während Frank - noch immer rätselnd, wie es so weit kommen konnte - in der Kaserne strammstehen, Hemden auf Din A4 falten und durchs Gelände robben muss, streiten seine Freunde für ihre Version der proletarischen Weltrevolution, gegen Militär und Aufrüstung und um die energische Sibille, ohne diese allerdings vorher nach ihrer Meinung gefragt zu haben. Hin- und hergerissen zwischen Auflehnung und Resignation kämpft Frank Lehmann hart am Abgrund und mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln für eine eigene, würdige Existenz zwischen zwei widersprüchlichen Welten.

 

Mein Einwurf

Den Roman von Kempowski "Herzlich willkommen" nahm ich nach dem Speisen nicht zur Hand, sondern blätterte etwas in Sven Regeners Werk „Neue Vahr Süd“. Hierbei stellte ich mir sofort die Frage: Sind Walter und Frankie eigentlich so weit voneinander entfernt ?

" Da muß man mal in Ruhe drüber nachdenken, obwohl, dachte er, vielleicht auch lieber nicht"

 Oder doch ?


Bundeswehr - Studenten - Jugend - erwachsen werden - Eltern-Mädchen - Sexualität - Gesellschaft - das Leben -

Damals bei der Bundeswehr, beim Bund, wie es hieß, habe ich mir auch oft die Frage gestellt, was machst du eigentlich hier ? Gehörst du hier wirklich hin ? Ist das deine Welt ? Und: Warum hast du nicht verweigert ? Vergessen, wie Herr Lehmann ? Heißt vergessen nicht eher, nicht den Mut dazu gehabt ?

War es nicht das gleiche wie in der Studentenzeit, bei den Post-68er-Studenten ? Irgendwie gehörte man da auch nicht hin: saufen, rumlungern in kleinen dreckigen Einzimmerwohnungen. Aber es war nun mal selbstverständlicher Bestandteil des Student-Seins. Genauso wie das Protestieren, Demonstrieren. War das wirklich meine Welt ?
Erwachsen werden. Wie denn ? So, wie die Eltern wollte man auch nicht sein. Mit Mädchen hatte man keine Erfahrungen, Aufklärung gab es noch nicht.
Saufen und warten, was dann geschieht.

Zur Gesellschaft gehörte man nicht dazu, weder als Soldat noch als Student. Man suchte nach seinem Platz im Leben, ohne sich auf etwas festlegen zu wollen, vereidigt zu werden - also so eine Art zweiter Pubertät -. Vielleicht außerhalb des Stadions eine neue Vahr Süd.

Was würde Sven Regener dazu sagen oder besser,singen?
"Erst wenn alles scheißegal ist,
macht das Leben wieder Spaß "

In "Delmenhorst" wird, wenn man genau hinhört, die ganze Geschichte von Neue Vahr Süd erzählt.

Am Ende des Romans lese ich den Satz:
"Wenn Sie auf die Autobahn wollen, hatte der Fahrlehrer gesagt, dann müssen Sie auch ordentlich auf die Tube drücken, sonst können Sie es auch gleich ganz lassen"
Anders ausgedrückt: Wenn man es im Leben zu etwas bringen will, muß man sich kräftig anstrengen, studieren, Bundeswehr, Disziplin, nicht saufen, Gas geben bei allen Dingen, ein passendes Mädchen finden. Oder: Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen. Sonst kann man es auch gleich ganz lassen. Ist das das Leben was zu mir paßt ?

Und Herr Lehmann ? Immer noch mit der "Fahrschule" für den Führerschein des Lebens unterwegs zwischen Neue Vahr Süd und Berlin ?

Jetzt bin ich Rentner und eigentlich ist alles "scheißegal".


Herzlich Willkommen im Leben !


 

 

 

 

Aus dem Buch von Sven Regener

"Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt"


"Die Zukunft ist eine dumme Sau, man weiß nie, womit sie als nächstes um die Ecke kommt."

 

Mein Einwurf

An der Stelle muß ich an den Satz von Sven Regener denken, der mir zweideutig erscheint.
Natürlich weiß man nie, was die Zukunft bringt und sie macht vorher noch nicht einmal eine Andeutung, womit sie um die Ecke kommt, aber ist dieser Satz nicht vielleicht auch ein Seitenhieb auf uns ? Woran liegt es denn, daß die Zukunft uns immer wieder überrascht? An ihr oder an uns ? Liegt es nicht auch daran, daß wir einfach in die Zukunft hineinleben, daß wir uns nicht für eine der unzähligen Möglichkeiten entscheiden, wie wir in die Zukunft hineingehen wollen, welches Ziel wir anstreben? Denn, wenn wir das machen würden, wüßten wir zumindest ungefähr, was uns erwartet, weil wir es ja selber auf den Weg bringen. Dann könnte die Zukunft nicht immer wieder mit einer Überraschung um die Ecke kommen. Aber da wir es einfach daraufankommen lassen, sind eigentlich wir "die dumme Sau".

Und dumm heißt ja nicht, nicht wissen,sondern nicht tun, was man weiß.

Weiterhin ist "Sau" bei den "deutschen Spielkarten" die höchste Karte. Somit würde man die höchste Karte, die man besitzt, wissend nicht ausspielen und somit abwarten, womit der andere um die Ecke kommt.


 

 

 

 

 

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